gyde schnoor mit philippinischen seemannFSJ in Brunsbüttel

Die Diakonie Schleswig-Holstein bietet ein Freiwilliges Soziales Jahr in ganz verschiedene Bereichen an: Altenpflege, Kindergarten, Wohnstätten, Behindertenwerkstätten und in der Deutschen Seemannsmission. In der Stellenbeschreibung der Seemannsmission steht, dass man Englisch sprechen muss und mit Seefahrern aus fernen Ländern und verschiedenen Kulturkreisen in Kontakt kommt. Das passte!

 

Am 2.7.2010 zog ich in das benachbarte Gebäude der Seemannsmission und wurde eine vollwertige Mitarbeiterin. Nach kürzester Zeit durfte ich selbstständig und verantwortungsbewusst arbeiten. Bei den Schiffsbesuchen, welche meiner Meinung nach der wichtigste Teil unserer FSJ-ler-Arbeit sind, traf ich auf ganz verschiedenen Nationen und Persönlichkeiten. Als Frau war ich immer noch jemand Besonderes an Bord, da die Besatzung fast aller Schiffe nur aus Männern besteht und ich oft die erste junge Frau war, die sie nach längeren Fahrten sahen.

Einige Schiffe kommen regelmäßig in die Brunsbütteler Häfen und da entstanden zu einigen Seefahrern Freundschaften. Das soziale Umfeld der Seefahrer ist meistens auf die Besatzungsmitglieder und die unregelmäßigen Telefonate mit den Lieben nach Hause beschränkt. Umso mehr freuen sich die Seefahrer, wenn wir mit Zeitungen, in den die Sportergebnisse und der Wechselkurs zu erst gelesen werden, an Bord kommen. Oft redeten wir über ihr Zuhause, ihre Kultur und über das Leben eines Seefahrers auf einem Schiff.

Die Arbeit auf einem Schiff hat auch viele Nachteile, die ich miterlebt und erzählt bekommen habe. Die Verträge sind häufig viel zu lang (5-10 Monate), der Urlaub zu kurz (1-2 Monate), die Löhne zu niedrig und auf einigen Schiffen herrscht absolutes Alkoholverbot.

Die Krönung kam im Februar durch den Kanal. Die „M/V Gorgonilla“, ein Chemietanker auf dem Weg nach Dänemark, hatte einen Maschinenschaden und konnte nicht weiterfahren. Sie kamen in den Brunsbütteler Ölhafen, wo man katastrophale Lebens- und Arbeitsverhältnisse feststellte. Es gab keine Heizung bei einer Außentemperatur von -8 °C, die Toilettenspülungen waren defekt und es gab kein fließendes Wasser. Kurzerhand wurde die gesamte 18-köpfige Crew krankgeschrieben und kam bei uns in der Seemannsmission unter. Da die Reederei zuerst nicht bereit war die Heuer zu bezahlen, blieben die Seeleute solange bis sie ein Teil ihrer Heuer in bar bekommen hatten. In der Zeit hatten ich die Möglichkeit, die Filipinos näher kennen zu lernen. Mit 2 Seefahrern war ich auf dem Elbdeich Schlitten fahren, was für sie ein Highlight darstellte. Man muss nämlich bedenken, dass die Filipinos eine Durchschnittstemperatur von 24°C gewöhnt sind und Schnee sonst meiden. Abends wurde zusammen philippinisches Essen gegessen und Karaoke gesungen. Nach 2 Wochen bekamen sie einen Teil der Heuer ausgezahlt und konnten wieder zurück nach Hause. Die Crew war sehr dankbar für unsere Hilfe und zu einigen stehe ich immer noch in Kontakt.

Wenn ich auf das FSJ zurückblicke, kommen mir kleine Geschichten, viele Gespräche und Gesichter in Erinnerung. Ich bin froh mein FSJ in der Seemannsmission gemacht zu haben und möchte diese Erfahrungen nicht missen.

G. Schnoor

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